Gartenhäuser waren bis vor ein paar Jahren nicht mehr als kleine Rumpelkammern. Dort stapelten sich Schaufeln, Blumentöpfe, Säcke voller Erde und Gartenmöbel, die über den Winter verstaut erst im Frühjahr wieder zum Einsatz kamen. Doch mittlerweile ist ein Gartenhaus mehr als ein reiner Aufbewahrungsort. Es kann zwischen Blumenbeeten und Gartenteich sogar ein kleiner Ruhetempel daraus entstehen – bis hin zu einem Gästehaus, in dem gemütlich mitten in der Natur übernachtet werden kann.
Liebevoll eingerichtet und durch Fenster angenehm lichtdurchflutet ist in hochwertigen Gartenhäusern vom Rumpelkammer-Charme längst nichts mehr zu spüren. Stattdessen erzeugen mit Holz verkleidete Wände, kuschelige Möbel sowie eine kleine Kochnische echte Urlaubsatmosphäre. Daher eignen sich großzügige Gartenhäuser ideal, um sie an Bekannte oder Gäste zu vermieten.
Falls auch Sie Lust bekommen haben, Ihren Garten mit einem schicken Gästehaus aufzuwerten, liefern wir Ihnen hier die dazugehörige Bauanleitung. Zudem helfen wir Ihnen bei wichtigen Fragen weiter, wie: Darf sich jeder so ein Häuschen in den Garten stellen und was gibt es bereits vor dem Bau zu beachten?
Wie groß soll das Haus sein? Wo soll es stehen?
Diese Fragen gilt es zuallererst zu klären. Dafür nehmen Sie zunächst Ihren Garten genauer unter die Lupe. Je nachdem wie groß dieser ist, rechnen Sie aus, welche Fläche Ihnen für das Häuschen grundsätzlich zur Verfügung steht. Außerdem klären Sie von Vornherein die Standortwahl. Achten Sie hier speziell auf bereits vorhandene Beete oder Pflanzen. Diese sollten trotz des Neubaus weiterhin ausreichend Licht abbekommen. Machen Sie sich zu guter Letzt vor Baubeginn Gedanken über die weitere Gartengestaltung. Ist diese bereits abgeschlossen oder planen Sie für die Zukunft eventuell noch einen Teich oder ein Kräuterbeet? Lassen Sie Ihre Ideen in die Planungsphase mit einfließen, damit das Gartenhaus Ihren zukünftigen Baumaßnahmen nicht buchstäblich im Weg steht.
Holen Sie eine Baugenehmigung ein
Legen Sie beim Um- oder Neubau eines Gästehauses in Ihrem Garten nicht einfach nach Lust und Laune los. Das kann im schlimmsten Fall teuer werden. Bevor Sie starten, nehmen Sie sich am besten schon mal den Bebauungsplan für Ihr Grundstück zur Hand und prüfen, wo exakt dessen Grenzen verlaufen. Diese darf das Gästehaus nicht überschreiten. Zudem sollten Sie sich mit Ihrer jeweiligen Landesbauordnung auseinandersetzen, die weitere Bauauflagen umfasst. Je nach Wohnort finden Sie in dieser Übersicht die Vorschriften aller Bundesländer. Grundsätzlich fällig wird eine Baugenehmigung speziell dann, wenn Sie Ihr Kleingebäude mit Toilette oder einem Aufenthaltsraum ausstatten wollen. Damit Sie trotz ausführlicher Vorbereitung am Ende keine böse Überraschung erleben, raten wir Ihnen in jedem Fall zu einem Besuch beim örtlichen Bauamt. Die Beratung ist kostenlos. Zudem erfahren Sie dort noch einmal mehr über spezielle Vorgaben Ihrer Gemeinde. Bringen Sie zu diesem Termin am besten gleich Ihre Skizzen sowie den Grundriss Ihres Grundstücks mit.
Für gute Nachbarschaft sorgen
Bevor Sie mit dem Bau Ihres Gästehauses im Garten starten, gibt es jedoch noch weitere Personen, die Sie unbedingt über Ihr Vorhaben informieren müssen: Ihre Nachbarn. Schließlich dürfen Sie ein Gartenhaus mit Aufenthaltsraum nicht einfach an der Grundstücksgrenze platzieren. Des Weiteren darf Ihre Ruhe-Oase im Freien bestimmte Höhen- und Längenvorgaben nicht überschreiten. Aus diesen Gründen dürfen Sie Ihre Nachbarn nicht einfach vor vollendete Tatsachen setzen. Tauschen Sie sich am besten offen aus und nehmen Sie mögliche Bedenken ernst.
Schritt 1: Das Fundament legen
Sie haben sich alle nötigen Genehmigungen sowie das Okay Ihrer Nachbarn eingeholt? Größe und Standort stehen ebenfalls fest? Dann kann es losgehen. Für Gästehaus-Neubauten errichten Sie zunächst ein solides Fundament. Hier haben Sie mehrere Möglichkeiten:
- Betonplatte gießen: Stecken Sie mit Pfählen und Richtschnüren die Grundfläche des Häuschens ab. Anschließend heben Sie die Grube für die Platte aus. Planen Sie ringsum noch einmal 10 cm extra für die Verschalung ein. Für die Stärke des Betons sollten Sie ungefähr 15 bis 20 cm rechnen. Hinzu kommen weitere 20 cm für die Schotterschicht, die unter dem Beton liegt. Steht die Grube, füllen Sie den Schotter ein, den Sie mit einer Rüttelmaschine gleichmäßig verteilen. Danach bringen Sie die Verschalung an. Legen Sie nun Dämmplatten aus. Darüber kommen schließlich eine Bauplane, Stahlbewehrungen und zum Abschluss der Beton, der unter einer Plane gut aushärten muss.
- Streifenfundament anlegen: Bei dieser Variante können Sie zwar viel Beton einsparen, dennoch ist sie mit ein wenig mehr Aufwand verbunden. Sie gehen zunächst so vor wie bei einer Betonplatte und heben eine Grube aus. Anschließend legen Sie rund um die Grube einen Graben mit einer Tiefe von ca. 60 cm und einer Breite von gut 30 cm an. Dieser bildet die „Streifen“ Ihres Fundaments, auf denen später die tragenden Wände Ihres Gästehauses montiert werden (Behalten Sie deshalb Ihren Grundriss exakt im Hinterkopf). Die Streifen werden mit Verschalungen stabilisiert. Daraufhin wird der Beton eingefüllt. Die restliche Fläche legen Sie beispielsweise mit Bodenplatten aus.
- Gehwegplatten verlegen: Die schnellste Methode für ein stabiles Fundament. Zuerst graben Sie (entsprechend den Maßen Ihres Gartenhauses) eine Grube mit einer Tiefe von ungefähr 25 cm aus. Diese füllen Sie mit Splitt, der danach glatt gerüttelt wird. Mit einer abschließenden Schicht aus feinem Sand oder Kies lassen sich Unebenheiten ausgleichen und die Platten liegen eben.
- Wichtig zu beachten: Planen Sie bereits vor der Errichtung Ihres Fundaments mögliche Leitungen und Anschlüsse für Strom- und Wasserversorgung ein.
Schritt 2: So konstruieren Sie stabile Wände
Steht das Fundament, ist die grundlegende Konstruktion Ihres Gästehauses im Garten an der Reihe. Die Basis hierfür bilden die Blockbohlen (Pfosten), an denen später die Wände montiert werden. Als Material für die Blockbohlen eignet sich Fichtenholz am besten. Es ist preiswert und äußerst robust. Was die Außenverkleidung Ihres Häuschens angeht, sind strapazierfähige Sorten wie Kiefer, Douglasie oder Lärche die optimale Wahl. Denn gerade Gartenhäuser aus Holz haben aufgrund der Witterung oftmals mit „Setzungserscheinungen“ zu kämpfen. Das bedeutet, dass sich das Holz durch Nässe, Hitze oder Kälte verzieht oder das Material aufquillt. Beim Zusammenbauen der Wände ist es daher wichtig, dass Sie zwischen den einzelnen übereinander montierten Brettern ein paar Zentimeter Abstand lassen, damit das Holz jederzeit gut atmen kann.
Was ist bei der Isolierung zu beachten?
Bei Gartenhaus-Fertigbausätzen bewegt sich die Stärke der mitgelieferten Holzbretter meist im Rahmen von 19 bis rund 100 Millimeter. Wenn Sie Ihr kleines Häuschen jedoch an Gäste vermieten wollen, sollten die von Ihnen konstruierten Wände mindestens 40 Millimeter dick sein. So ist Ihr Gästehaus ideal vor Wind und Wetter geschützt. Damit in den kleinen vier Wänden Wärme lange eingeschlossen und sowohl Kälte als auch Nässe draußen bleiben, kommt es auf die richtige Isolierung an. Diese besteht im Idealfall aus mehreren Schichten. Um Ihre Gäste vor kalten Füßen zu schützen, legen Sie den Boden beispielsweise mit handelsüblichen Dämmplatten (erhältlich im Baumarkt) aus. Sie sind äußerst robust sowie feuchtigkeitsabweisend und lassen sich problemlos zuschneiden. Darüber bringen Sie eine Holzverschalung an. Gleichermaßen gehen Sie bei den Wänden vor. Daneben haben Sie zusätzlich die Wahl zwischen folgenden Dämmvarianten:
- Schüttung mit Perlit: Dieses mit Silikon ummantelte Granulat hält Nässe zuverlässig fern und überzeugt durch seinen hohen Dämmwert. Räume lassen sich mit diesem Baustoff schnell isolieren, da Sie das Material unkompliziert in Hohlräume schütten.
- Naturdämmung: Ist Ihnen bei der Isolierung Ihres Gästehauses im Garten Nachhaltigkeit wichtig? Dann entscheiden Sie sich z. B. für Holz-, Mineralwolle oder Hanffasern. Die Materialien sind feuerfest und garantieren eine optimale Luftzirkulation. So hat Schimmel keine Chance.
Achten Sie für eine lückenlose sowie zuverlässige Isolation der Wände zusätzlich auf folgende Details:
- Imprägnierung der Verschalungen
- Ausreichend Raum für Luftzirkulation
- Verwendung von diffusionsoffenen Folien
- Fugen und Kältebrücken versiegeln
Neben gut isolierten Wänden sollten Sie unbedingt auch auf gut isolierte, schalldichte Fenster sowie eine einbruchssichere, qualitativ hochwertige Türe achten, um nicht nur eine angenehme Raumtemperatur, sondern auch einen sicheren Rückzugsort zu schaffen. Bei diesem Anbieter finden Sie passende Eingangstüren.
Schritt 3: Decken Sie das Dach
Sobald die Wände stehen, können Sie sich um das Dach kümmern. Egal ob Flach-, Pult- oder Satteldach – starten Sie am besten mit klassischer Dachpappe. Mit dieser bedecken Sie die gesamte Fläche. Achten Sie besonders auf den Dachfirst, den Sie ebenfalls gut ummanteln müssen. Mögliche Überstände säubern Sie ganz einfach mit einem Teppichmesser. Im Anschluss bringen Sie auf dem Dach entweder klassische Dachpfannen oder einfache Bitumenschindeln an. Starten Sie hierfür an der Traufkante. Beim First vernageln Sie die einzelnen Schindeln schuppenförmig entlang der Kante. So ist das Dach einwandfrei abgedichtet. Zu guter Letzt haben Sie noch die Möglichkeit, Dachrinnen anzubringen, um in einer Regentonne oder Zisterne zusätzliches Wasser zum Bewässern zu sammeln.
Schritt 4: So verleihen Sie Ihrem Gästehaus den richtigen Anstrich
Sonnengelb, Mintgrün oder skandinavisch in Rot und Weiß gehalten? Wie auch immer die Farbauswahl für Ihr Häuschen im Garten aussieht – zunächst behandeln Sie alle Einzelteile, die der Witterung ausgesetzt sind, mit einer Grundierung. So kann Nässe nicht in das Holz einziehen. Gleichzeitig schützen Sie das Material auf diese Weise vor dem Ausbleichen. Um Ihrem Gartenhaus einen schönen Anstrich zu verpassen, gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Holzlacke: Sie überzeugen durch ihre hohe Farbintensität sowie einen dauerhaften Schutz vor UV-Strahlen. Lacke besitzen eine starke Deckkraft. Dadurch verschwindet jedoch die natürliche Maserung des Holzes. Zudem sind sie empfindlicher, als beispielsweise Öle oder Lasuren, sodass die Lackierung nach einiger Zeit erneuert werden muss.
- Lasuren: Die optimale Wahl, wenn Sie die Maserung als Blickfang nutzen möchten. Lasuren gibt es in unterschiedlichen Tönungen – von sanft bis kräftig. Als zuverlässiger UV-Schutz sind sie in erster Linie für weiche Holzarten geeignet.
- Wetterschutzfarben: Ähnlich wie Lacke punkten diese Produkte mit ihrer Farb- sowie Witterungsbeständigkeit. Zudem sind diese Farben besonders elastisch. So entstehen keine Risse, wenn das Holz arbeitet oder sich leicht verzieht.
Schritt 5: Die Einrichtung auswählen
Das Gästehaus steht und strahlt farbenfroh in Ihrem Garten. Dann kann es an die Einrichtung gehen. Da die Fläche in den kleinen Häuschen begrenzt ist, sollten Sie die Wände innen mit hellem Holz wie Birke, Buche oder Esche verkleiden. Falls Sie streichen wollen, sind ebenfalls dezente und helle Farbtöne zu empfehlen. Dunkle Wände lassen einen Raum optisch klein und gedrängt erscheinen. Was Möbel angeht, stehen praktische Stücke hoch im Kurs, die nicht viel Platz benötigen und zugleich Stauraum bieten. Kaufen Sie beispielsweise eine Eckbank oder Betten mit integrierten Schubladen. So sind Bettzeug oder Kleidung im Handumdrehen verstaut. Für die Extraportion Behaglichkeit sorgen kuschelige Accessoires wie Teppiche, Decken oder Kissen.
Schritt 6: Das Gästehaus erfolgreich inserieren
Sind Sie mit der Einrichtung zufrieden? Dann wird es Zeit, potentielle Gäste auf die Ruhe-Oase mitten in Ihrem Garten aufmerksam zu machen. Wie das geht? Beispielsweise auf folgenden Wegen:
- Inserat in der Zeitung veröffentlichen
- Anzeige auf einer Vermietungsplattform schalten
- Eigene Webseite einrichten
- Online-Branchenbücher nutzen
- Profil in den sozialen Netzwerken anlegen
Doch egal für welche Variante Sie sich entscheiden – wichtig ist, dass Sie im Vorfeld klären, ob für Ihre Vermietung Steuern anfallen. Sofern es sich nur um eine private Vermietung von „unbeweglichem Vermögen“ handelt, müssen Sie Ihre Einnahmen nicht dem Finanzamt melden. Bieten Sie Ihren Gästen aber spezielle Zusatzleistungen an (u. a. Reinigungsservice, Möglichkeit der Küchennutzung etc.), werden steuerliche Abgaben fällig. Sprechen Sie im Zweifelsfall vor der Vermietung mit Ihrem Steuerberater.
Der Hingucker in Ihrem Garten
Alles in allem ist ein selbstgebautes Gästehaus ein spannendes Projekt, mit dem Gartenfreunde ihr grünes Wohnzimmer nicht nur optisch aufwerten können, sondern im Bestfall gleichzeitig Ihr Sparschwein füttern. Falls Sie nun neugierig geworden sind, haben Sie mit Hilfe dieser Anleitung vielleicht bald selbst Ihren eigenen Entspannungstempel bei sich zu Hause stehen.
Bildquelle: Scorpp / Shutterstock
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