Sie wollen Wildbienen wie die Mauerbienen fördern, ihnen Nisthilfe und Nahrung geben, und so aktiv helfen, unsere Natur zu erhalten? Wie das im eigenen Garten gut funktioniert, erfahren Sie hier.
Das Insektensterben und speziell das Bienensterben ist inzwischen ein allgegenwärtiges Thema. Denn gerade Bienen leisten einen immensen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt- sie sorgen nicht zuletzt dafür, dass wir Obst, Beeren und Gemüse ernten können. Neben den Honigbienen, die in Staaten zusammenleben, gibt es zahlreiche Wildbienen, die einzeln leben, deshalb auch Einsiedlerbienen oder Solitärbienen genannt. Es sind insgesamt 700 Arten in Mitteleuropa bekannt, viele davon aber in ihrem Bestand stark gefährdet, da ihre Lebensräume und Nahrungsquellen verschwinden.
Rote Mauerbiene und gehörnte Mauerbiene
Diese Wildbienen sehen ganz unterschiedlich aus, haben ganz verschiedene Größen und leben in vielfältigen Lebensräumen – mit am bekanntesten sind die Mauerbienen. Sie sind auch in heimischen Gärten des Öfteren anzutreffen. Die beiden verbreiteten Arten sind die gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) und die rote Mauerbiene, genauer die rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis). Letztere wurde sogar zum „Insekt des Jahres 2019“ gekürt. Die Mauerbienen werden ca. 8 bis 14 Millimeter groß, haben einen pelzigen, schwarzen Körper. Gutes Erkennungsmerkmal ist der rötlich gefärbte Hinterleib.
Die gehörnte Mauerbiene bevorzugt stärker milde Lagen und beginnt ihre Flugzeit früher, bereits im März, die rote Mauerbiene erst im April.
Mauerbienen stechen nicht
Eines vorweg: Mauerbienen sind für Menschen überhaupt nicht gefährlich und stechen nicht. Insofern müssen Sie diese Tiere nicht fürchten – im Gegenteil, sie lassen sich sehr gut beobachten. Das gelingt besonders gut, wenn Sie den Mauerbienen eine Nisthilfe anbieten. Da es sich um Solitärbienen handelt, treten die Insekten auch nicht in Schwärmen auf. Perfekt für Ihren Garten also.
Mauerbienen fliegen bald im Jahr aus
Ein spannender Fakt ist, dass die Mauerbienen bereits im zeitigen Frühjahr beginnen zu fliegen, die gehörnten Mauerbienen schon im März oder sogar im milden Februar. Die jungen Tiere schlüpfen an den ersten wärmeren Tagen im Frühling aus Ihrem Nest, in dem Sie den Winter verbracht haben. Zunächst erscheinen die Männchen und warten paarungsbereit auf die später schlüpfenden Weibchen. Die befruchteten Weibchen beginnen an geeigneten Stellen, zum Beispiel in Löchern im Gestein, Hohlräumen in Mauern oder Spalten im Holz, ihre Eier abzulegen. Sie geben ihren Nachkommen Futter in Form von Blütenstaub mit. Die Flugzeit der Mauerbienen endet im Mai bzw. Anfang Juni, nach nur 6 bis 8 Wochen.
Ein einjähriger Lebenszyklus
Diese Hohlräume werden von den Weibchen dann mit Lehm und Speichel verschlossen, sodass einzelne Kammern entstehen. In diesen Kammern entwickeln sich aus den Eiern Larven, die sich später verpuppen, bis die fertig entwickelte Mauerbiene schließlich im Frühling den Lehm-Verschluss aufbeißt, ausfliegt und mit der Arbeit beginnt – dieser einjährige Kreislauf startet dann erneut.
Nisthilfen für Mauerbienen – Nistblöcke
Daher eignen sich Nistblöcke besonders, zum Beispiel Holzblöcke, die Bohrlöcher in der Größe 7 bis 9 Millimeter für Mauerbienen haben. Bei einer Tiefe von bis zu 15 Zentimetern können Mauerbienen ca. 5 bis 6 Kammern hintereinander für ihre Eier bauen. Bei uns hat ein Holzblock als Nisthilfe sehr gut funktioniert und wurde schnell von den Bienen angenommen. Die Bohrungen sollten glatt geschliffen sein und ohne scharfe Kanten.
Solche Holzkästen lassen sich auch selbst anfertigen. Neben Holz – am besten Hartholz – sind als Hohlräume auch gleich lang geschnittene Stücke von Schilf- oder Bambusstangen, Pappröhren oder Ziegelsteine als Nest möglich. Wir haben unseren Nistblock aus Hartholz bei einem Naturschutz-Portal gekauft. Achten Sie auf die solide Verarbeitung, diese Fach-Portale bieten oft höhere Qualität. Verzichten Sie auch auf den Einsatz von Holzschutzmitteln.
Der richtige Ort für die Nisthilfe – 5 Tipps:
- Bringen Sie die Nisthilfe an einem möglichst sonnigen, trockenen Ort, der nach Süden ausgerichtet ist, an.
- Zudem sollte der Platz vor Wind und Regen geschützt sein.
- Der Nistkasten sollte stabil befestigt sein und nicht schwanken.
- Wählen Sie den Platz so, dass die Wildbienen die Nisthilfe frei anfliegen können und der Eingang nicht zum Beispiel durch Blätter verdeckt ist.
- Die Nisthilfe sollte auch nicht zwischenzeitlich an einen anderen Ort gebracht werden. Sie brauchen den Nistkasten nicht umsiedeln oder entfernen. Die Tiere sind friedfertig und beachten Menschen gar nicht. Mauerbienen, die sich ein natürliches Nest im Garten gesucht haben, sollten Sie unterstützen und den Ort sichern. Die Tiere stehen unter Schutz.
Was fressen Mauerbienen?
Die Mauerbienen ernähren sich von Pollen und Nektar aller möglichen im Frühjahr blühenden Pflanzen. Sie fliegen dazu Blumen, blühende Sträucher und Bäume an und bestäuben so diese Pflanzen.
Mauerbienen lassen sich hervorragend im Obstanbau einsetzen, sie fliegen sehr gerne Obstbäume an. Nur so bestehen diese Pflanzen weiter bzw. tragen Früchte. Wenn ihr Garten oder der Raum in der näheren Umgebung etwas davon bietet, sind die Insekten bereits versorgt, ihr Flugradius ist nicht weiter als ca. 250 Meter. Sie nehmen den Pollen mit der Unterseite ihres Körpers auf – der sogenannten Bauchbürste – und transportieren ihn in die Zellen, in welche sie ihre Eier legen.
Einen Naturgarten anlegen – so geht’s
Mauerbienen sind sehr leistungsfähige Bestäuber
Übrigens sind Mauerbienen sehr effizient beim Bestäuben von Pflanzen. Durch ihren Pollen-Transport am Bauch führt fast jeder Blütenbesuch zu einer Bestäubung. Die einzelne Mauerbiene bestäubt damit viel mehr Pflanzen als zum Beispiel eine Honigbiene.
Bei uns ist der Nistkasten an der Gartenhütte angebracht. Die arbeitenden Mauerbienen stören dabei überhaupt nicht bei der Nutzung der Hütte. Sie sind friedliche Tiere und absolut ungefährlich. Es ist spannend zu beobachten, wie im Frühling die vielen Löcher des Nistblocks mehr und mehr verschwinden und mit „Bienen-Mörtel“ sauber außen verschlossen werden, bis irgendwann wirklich jede Öffnung von Insekten genutzt wurde.
Da die Bohrungen an unserer Nisthilfe verschiedene Durchmesser haben, konnte man auch verschiedene Wildbienenarten bei der Arbeit beobachten – vor allem sind aber gerade an sonnigen Tagen Mauerbienen zu sehen. Wenn man bedenkt, dass in jedem Loch mehrere Eier abgelegt werden, so bietet das Holzhäuschen Unterkunft für eine wirklich stattliche Anzahl an Wildbienen.
Alexander says
Hallo Christina,
die Mauerbienen sammeln tagsüber Nahrung und fliegen immer wieder aus, aber nachts ziehen sie sich zum Schlafen in die Röhren zurück, da sie da vor Kälte geschützt sind.
Ist also m.E. ein normales Verhalten.
Viele Grüße
Die Garten-Freunde
Christina Blum says
Hallo, ich habe eine Frage.
Ich habe in diesem Jahr zum ersten Mal die gehörnte Mauerbiene, was mich sehr freut.
Nun habe ich beobachtet, daß die Bienen längere Zeit in den Röhren sitzen, wie es aussieht auch über Nacht.Ist das ein normales Verhalten?
Danke für eine erleichtende Antwort und liebe Grüße
Christina